In der zentral gelegenen Kaiserstadt stand das Programm für heute fest: Besichtigung der Palastanlage der Nguyễn-Dynastie, die von 1802 bis 1945 die vietnamesischen Kaiser stellte. Bisher war uns in Vietnam nicht wirklich präsent, das vor nicht allzu langer Zeit auch hier noch ein Kaiser am Werk war. In Hue als ehemalige Hauptstadt war dies dagegen mehr als greifbar.
Auf dem Fußweg zur Zitadelle bauten wir einen kurzen Abstecher auf den Dong Ba Market ein. Ein Marktbesuch durfte in dieser Stadt ebenfalls nicht fehlen. Daher zuerst die vielen Drachenboot-Schiffer am Huong-Fluss (Parfum-Fluss) abgewimmelt, die uns ans andere Ufer übersetzen wollten, eine Brücke voller Motorroller und Autos überquert und kurz davon überzeugt, dass auf dem Markt Frischware direkt vor Ort geschlachtet wird und allerlei sonstige Zutaten gekauft werden konnten. Von einer eifrigen Verkäuferin fast mit bunter Flatterhose (original vietnamesische Seide) und Leinentop versorgt worden, aber am Ende doch nichts gekauft…wir sind wohl keine Vorzeigetouristen, da wir meist mit leeren Händen wieder aus dem Markt herausgehen…
Die nächste Herausforderung auf dem Weg zur Zitadelle war nun noch, die zahlreichen Rikscha-Fahrer zu umgehen, die mit eifrigen Akquisetätigkeiten versuchten, die Touristen in ihr Gefährt zu verfrachten und mit ihnen ca. 10 km um die Zitadelle herumzufahren – was uns irgendwie unlogisch erschien, denn eigentlich will man ja in die Zitadelle hinein…
Wir schafften es sogar, neben den vielen Reisegruppen auf das Gebiet der Zitadelle vorzudringen – haben uns einfach zwischen den Asiaten durchgemogelt und das imposante Eingangstor passiert.
Vor uns lag nun eine gar nicht mal so kleine Palastanlage, nach dem Vorbild in Peking erbaut, heute UNESCO-Weltkulturerbe, aber in vielen Teilen während der Tet-Offensive im amerikanischen Vietnamkrieg bis auf die Grundmauern zerstört. In den letzten Jahrzehnten hatte man erkannt, dass es sich nicht zuletzt wegen der Touristen lohnt, eine Restaurierung der Anlage vorzunehmen, sodass heute einige Gebäude und Ausstellungen besichtigt werden konnten.
Die Sonne brannte schon unbarmherzig vom Himmel und kaum ein Windhauch war zu spüren, also bahnten wir uns den Weg von Gebäude zu Gebäude, immer auf der Suche nach Schatten. Wir waren also froh, dass Thai Hoa Palace („Thronsaal“), To Mieu Temple, Cung Dien Tho („Palast der Kaiserinmutter“), Thai Binh Lau („Leseraum“) zugänglich waren. Einige weitere Gebäude werden noch immer restauriert, sodass sich künftig noch mehr Schattenplätze ergeben 😉
Es war wirklich gut gelungen, die restaurierten Gebäude im Sinne der alten, typisch asiatischen Architektur zu erhalten.
Es ließ sich gut erahnen, wie innerhalb der weitläufigen Anlage der jeweilige Kaiser prunkvoll gelebt hat – während vor den Toren und Mauern die Menschen in der Stadt eher in einfachen Verhältnissen wohnten.
Nachdem wir uns ein paar Stunden durch die Hitze gekämpft hatten, war genug Kaiserzeit und wir machten uns auf den Weg zurück zur Dusche und Siesta…nur noch unterbrochen durch ein authentisches Streetfood-Erlebnis in einer kleinen Seitenstraße (da lassen wir uns auch gerne nochmal erklären, wie man den rice pancake mit der Schere durchschneidet und mit frischen Kräutern in das rice paper einwickelt…).
Da wir ganz schön platt waren nach dem Tag heute, war abends nur noch ein kleiner Abstecher in die Walking Street drin – war aber direkt um die Ecke und bei der vielen Livemusik um uns herum hätten wir vorher ohnehin kein Auge zu gemacht 😉