Wir waren wieder einmal früh dran – spontan hatten wir uns am Vortag erneut für eine Bike-Tour entschieden und so saßen wir um 7 Uhr im Shuttle nach Hoi An. Die Sonne hatte ebenfalls ihren Weg gefunden und kämpfte sich durch den letzten Frühnebel. Das versprach, ein warmer Tag zu werden. Bei Grasshopper Adventures stießen wir zum Rest unserer heutigen internationalen Cycle-Truppe und mit feinen Mountainbikes machten sich Kalifornier, Kanadier und Deutsche mitsamt vietnamesischem Guide auf, um die Countryside rund um Hoi An näher in Augenschein zu nehmen. Während die ersten Touris durch die engen Gassen des Städtchens flanierten, durchquerten wir das Zentrum nur kurz, fuhren über den Thu Bon River und erreichten Cam Kim Island, eine der vielen Inseln, die sich von Hoi An aus leicht erreichen lassen.
Einmal die Brücke überquert, war das Lebensgefühl gleich ein anderes – keine überfüllten Straßen mehr, kein (na gut – kaum) Motorroller-Gehupe, weniger dichte Besiedlung, die ersten Reisfelder vor uns und kleine Fischerboote (ohne Touristen) auf dem Kanal. Ein hektisches Stadtleben fand hier nicht mehr statt, hier stand der Fischfang, die Feldarbeit und viele weitere handwerklichen Tätigkeiten im Vordergrund, wie wir noch erfahren sollten J Mit Ben, der tatsächlich aus der ländlichen Gegend stammte, hatten wir einen authentischen Guide an unserer Seite, sodass wir bei vielen Stopps wirklich interessante Eindrücke in das Leben der Menschen hier gewinnen konnten.
Was wir gelernt haben:
* wie Reis wächst und warum die Einheimischen auch die Wasserschnecken mitsamt Eiern verspeisen (äh ja….)
* wie man Reis mittels einer Sandsteinmühle auspressen kann, um den „Teig“ für die Herstellung von rice paper (banh trang) zu erhalten
* wie man rice paper tatsächlich zubereitet und verspeist
* wie die Familienclans ihren Vorfahren gedenken und huldigen und untereinander finanzielle Mittel und Knowhow teilen
* wie vielseitig die Flora und Fauna hier ist und welche Vielfalt an Obst und Gemüse hier wächst und gedeiht
* wie neue Holzboote für die Fischer ohne Bauplan zusammengezimmert werden
* wie Fischernetze nach jedem Fang wieder geflickt werden
* wie die typischen Schlafmatten aus getrocknetem und gefärbtem Gras gewoben werden
* wie Reiswein hergestellt wird, der eigentlich ein Schnaps ist und nicht wirklich schmeckt…
Mit unserer kleinen Truppe von 10 Leuten radelten wir quer über die Insel und durch die kleinen Dörfer, vorbei an Bananenstauden, Palmen, Reisfeldern, Grabstätten, Tempeln, Wasserbüffeln, Holzbooten…Anfangs kurz skeptisch, wie die Tour so wird, erhielten wir doch einen wirklich faszinierenden Einblick in das alltägliche Leben rund um Hoi An und sicherlich typischerweise auch in anderen ländlichen Gegenden, wurden von vielen Einheimischen, die sich selbst und ihr Heim dem Tourismus öffnen, gastfreundlich und lächelnd empfangen und staunten wieder einmal nicht schlecht, wie nah hier Reichtum und vermeintliche Armut zusammen lagen. Und dennoch: man kommt scheinbar auch ohne Fliesen- oder Teppichboden, sondern mit bloßem Lehm in einer Holz- und Blechhütte zurecht, es braucht nicht viele Möbel oder Spielzeug, das Leben funktioniert noch genauso wie vor 70 Jahren, denn schließlich verrichten die „Jungen“ die Arbeit noch immer genauso wie die „Alten“…
Prägende Eindrücke, die erneut zum Nachdenken anregen….
Faszinierende Bilder! Habt ihr auch etwas vom Jahrestag von My Lai mitbekommen? Fahrt ihr auch in die Ha Long Bucht?
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