NO.80 “DOWNHILL TO NHA TRANG – WITH LION AND HAPPY”

Wir hatten uns kurzfristig dazu entschieden, den nächsten Transfer aus der Hochebene an die Küste nach Nha Trang nicht für mehrere Stunden in einem Shuttlebus zu verbringen – sondern zumindest einen Teil der 135 km selbst zu fahren – und zwar mit dem Fahrrad!

Wir buchten uns hierfür schon gestern eine Tour bei Pinetrack Adventures und wurden pünktlich um 7.30 Uhr vor unserem Hotel von unserem Guide mitsamt Fahrer und Begleitfahrzeug (natürlich fürs Gepäck, nicht für die müden Radfahrer 😉 ) für unser Bike-Adventure durch Vietnam in Empfang genommen.

Unser Guide stellte sich als „Lion“ (King of the jungle höhö) und den Driver als „Happy“ vor (damit auch Europäer die Namen aussprechen können…). Wir hatten das Glück, die beiden exklusiv für uns zu haben, da sich heute wohl kein anderer Touri auf den Sattel schwingen wollte.

Bevor wir das aber taten, fuhren wir erst noch ca. 40 Kilometer in die Berge. Wir kämpften uns neben hupenden Rollern aus der Stadt, sahen ein paar weitere Gebäude vermeintlicher Kolonialarchitektur sowie zahlreichen Gewächshäuser, die hier so typisch für die Gegen sind, an uns vorbeifliegen. Was nicht vom Pinienwald bewachsen war, wurde auch hier landwirtschaftlich genutzt. Mit uns raus aus der Stadt fuhren viele Farmer oder Erntehelfer, bepackt mit dem typischen Strohhut und allerlei leeren Kisten, die mit Ware vom Feld gefüllt am Nachmittag sicherlich wieder den Weg nach Da Lat zurückfanden.

Am Startpunkt angelangt, wurden wir mit Mountainbikes und Helmen versorgt und zu dritt machten wir uns los. Der Verkehr war sogar ganz ok bis zeitweise gar nicht vorhanden. Nur bei den ersten, hinter uns hupenden LKWs oder Bussen schreckten wir noch kurz zusammen 😉

Die Pinien um uns herum wurden nun immer weniger und durch Dschungelwälder abgelöst. Wir sausten durch kleine Dörfer und staunten nicht schlecht über die kleinen Holzhütten der Einheimischen. Lion erzählte uns, dass hier sogar oft eine eigene Sprache gesprochen wird und die Kinder erst in der Schule vietnamesisch lernen – sofern sie denn zur Schule gehen. Mit wenig Besitz kommen die Bauern hier aus, leben nur von dem, was ihnen die Ernte von Kaffee, Bananen, Fischzucht oder Gemüse einbringt.

Für den Weg weiteren nach Nha Trang mussten wir „nur noch“ einen kleinen Bergpass auf 1.650 m überwinden – puuuh. Zum Glück hatten wir ja schon ein paar Höhenmeter drauf und mussten uns nur eine kurze Strecke quälen. Aber auch die paar Kilometer Aufstieg waren ganz schön heftig und gingen an unsere (fast nicht mehr vorhandenen) Konditionsreserven. Drei Kreuze, als wir oben an der Ranger Station (wir wechselten aus der Provinz Lam Dong nach Khanh Hoa) unseren Bananen-Snack einnehmen konnten…

Danach schlängelten wir uns die ganzen Höhenmeter auf der Passstraße über 28 km erst einmal wieder runter, bis uns die Finger vor lauter bremsen fast starr wurden. Auf mehr oder weniger gut asphaltierten Straßen kamen uns immer mal wieder Reisebusse oder hupende Roller entgegen, den Schlaglöchern sind wir gekonnt ausgewichen, da Lion vorausgefahren ist und uns entsprechende Zeichen gab. Der Pass war schon abenteuerlich anzusehen, Berghänge zum Teil abgerutscht und das Ganze bei Regen sicherlich kein Vergnügen. Baustellen und Bauarbeiter gab es zu Ausbesserungsarbeiten einige – hier wurde der Kies noch von Hand auf kleinen Platten aufgesammelt und kleine Betonmischer, die man bei uns allemal zum Pflastern von Hofeinfahrten gebraucht, standen parat.

Die Fauna änderte sich wieder, erkennbar daran, dass die Anzahl der Bananenstauden anstieg 😉 Kleine Dörfer, mit auf der Straße umher eilenden Hausschweinen, Hunden, Hühnern nahmen zu. Wir sahen eine Siedlung von Hütten, welche die Regierung bereitgestellt hat, um die Leute in der Gegend zu behalten, was uns fast an Slums erinnerte. Dazu Kinder, die uns bettelnd auf der Straße entgegenkamen und wir auf den Bikes schon fast ein schlechtes Gewissen bekamen…

Unseren Lunch verbrachten wir in einem weiteren kleinen Dorf — bestens versorgt von Happy mit Ananas (am besten mal mit grobem Chili-Salz probieren!), Mango, Brötchen, Streichkäse, Wurst, Tomate, Gurke, Koriander, Banana Cake…super organisiert! Da fiel es uns nicht leicht, in der Mittagshitze wieder auf den Sattel zu sitzen – mit etwas schweren Beinen.

Aber wir mussten weiter, auf und nieder, vorbei an bunt bemalten, einfachen und kleinen Häusern, davor die Einwohner, die auf Hängematten ruhten und wahrscheinlich bei der Hitze mit ihrer Farmarbeit schon fertig waren. Und leider überall vorbei an Müll, der sich in mal mehr, mal weniger großen Haufen am Straßenrand, in den Flüssen- oder Bachläufen sammelte…

Als wir knapp 70 km geschafft hatten, switchten wir wieder aufs Auto 😉 Die Weiterfahrt nach Nha Trang führte nun auf einer vielbefahrenen Straße vorbei an Reisfeldern, der Verkehr wurde dichter und es tauchten nach und nach die ersten Hochhäuser am Horizont auf. Ein totaler Kontrast zu dem dörflichen Leben, was wir heute zwischenzeitlich gesehen hatten und auch das Publikum in Nha Trang war ein ganz anderes…in Da Lat hatte man uns ja schon vor den russischen und chinesischen Touristen „gewarnt“ – und ja – sie waren tatsächlich da…am Strand, im Meer, auf Sonnenliegen, in den Shops und Restaurants…

Nha Trang überraschte uns ohnehin mit einer touristischen Strandpromenade à la Miami Beach – zwar alles ein kleines bisschen vietnamesischer, aber mit dem übrigen Vietnam hat das nur wenig gemein. Aber das vietnamesische werden wir morgen schon noch finden…

 

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