NO.64 „TAMAN NEGARA“

Die Regenwolken über dem Regenwald hatten sich zum Glück aufgelöst und unsere Outdoor Activities konnten hoffentlich im Trockenen stattfinden…Von Kuala Tahan aus machten wir uns am Vormittag mit unserem Guide auf ins Boot, um ein paar Kilometer flussaufwärts den Einstieg in den Dschungel zu wagen. Mit einem Alter von sage und schreibe 130 Millionen Jahren ist der tropische Dschungel hier in Malaysia angeblich das älteste Waldgebiet der Erde. Bleibt zu hoffen, dass viele Teile des Waldes tatsächlich vom Mensch unberührt bleiben – oder allenfalls von den „original people“ genutzt wird, die hier noch immer als Nomaden und Jäger unterwegs sind.

Der Trail durch den immergrünen Dschungel war zumindest in typischer National Park-Weise angelegt, sodass wir uns nicht wild durch den Morast schlagen mussten, sondern auf einem kleinen Bretter-Pfad und vielen Stufen durch das Gelände bewegen konnten. Bei den tropischen Temperaturen eine kleine Herausforderung, denn mit jeder Stufe bildeten sich zwei neue Schweißperlen…Erste Station: der berühmte Canopy Walkway, angeblich der längste der Welt. Nicht zu vergleichen mit einem Baumwipfelpfad im Schwarzwald oder einem Hochseilgarten 😉 Hier ging es auf über 40 m hoch, über schmale Hängebrücken und auf einer kleinen Strecke quer durch den Regenwald. Trotz der zum Teil atemberaubenden Höhe überragten uns die Wipfel der unzähligen Bäume noch immer um einige Meter. Wieder auf dem Boden der Tatsachen zurück ging es noch einige Kilometer weiter in den Dschungel hinein, immer dem Guide hinterher, stetig bergauf über unzählige Treppenstufen. Die Geräuschkulisse war dabei genau so, wie man sie sich im Dschungel vorstellt: lautes Zirpen, Pfeifen und Vogelgezwitscher vom Feinsten. Was wir heute nicht hörten, waren Affenschreie, ein Elefantenhusten oder malayisches Tigergebrüll 😉 Mit gesundem Abstand hätten wir diese hier heimischen Tiere gerne beobachtet. Dafür gab es eine kurze Begegnung mit einem hier genauso heimischen Blutegel, wir haben tausende Ameisen bei ihrer filigranen Arbeit beobachtet und immerhin zwei Echsen gesehen. Außerdem wissen wir nun, wie wir im Dschungel überlegen können, sollten wir mal nicht mehr rausfinden… welches Holz zum Feuer machen benötigt wird, welche Pflanze angezündet werden muss, um mit dem Geruch die wilden Tiere abzuhalten, wie wir uns vor Tigerangriffen schützen können, welche Blätter zu Erste Hilfe Salbe verarbeitet werden können und aus welchen Lianen man Wassertropfen gewinnen kann (und welche man besser ob späterer Magen-Darm-Probleme besser nicht trinken sollte…) – Survival training im Taman Negara! Begleitet durch allerhand Stories, Tipps und Tricks unseres malaysischen Guides sind wir schließlich am höchsten Aussichtspunkt des Walks angekommen und genossen völlig verschwitzt die leichte Brise auf der Anhöhe und den Ausblick auf noch mehr Regenwald bis zum Horizont und darüber hinaus. Nach dem erneuten Abstieg in die Tiefen des Dschungels und zurück zum Boot führte unsere Tour zunächst wieder zum Ausgangspunkt zurück. Zeit für Lunch im Floating Restaurant und – Überraschung – es gab wieder einmal Reis, Chicken und Omelette! Zumindest war der Magen wieder etwas gefüllt, die Temperaturen machten uns aber etwas platt und wir waren dankbar für eine kleine Siesta…

Der zweite Trip des Tages sollte erneut auf dem Fluss starten – mit der klaren Ansage: „be prepared to get wet“. Na gut, wir ließen uns auch auf diesen Touri-Spaß ein, denn dieses Mal wurde unsere Nussschale beim Überqueren der Stromschnellen weiter flußaufwärts absichtlich hin- und hergeschaukelt, sodass wir nicht nur einmal die dicke Bugwelle abbekamen und irgendwann klitschnass in Pfützen auf den improvisierten Sitzpolstern saßen…aber diese Abkühlung hatten wir uns schließlich schon den ganzen Vormittag gewünscht!

Am Strand ein paar Kilometer weiter angelegt, besuchten wir das Dorf Bateq Nigerito Village der hier ansässigen Orang Asli, die „original people“, die hier fernab von gewohnter Zivilisation ihr Nomaden- und Jägerleben nach alter Tradition weiterführen. Auf einer Anhöhe zwischen Strand und Urwald, auf sandigem und lehmigem Boden standen nur ein paar Hütten. Ein kleines Bambusgerüst mit getrockneten Palmwedeln verkleidet, innen nur befüllt mit Kleidung, Essen und den Bewohnern – sechs bis sieben je Familie mindestens. Dass das Dorf für Touristen zugänglich ist, wird mit Geschenken der Guides oder Besucher belohnt. Buntstifte, Süßigkeiten, ein paar Ringit für die nächste Essensration sind sicherlich auch dabei. Wir fühlten uns fast unwohl, als wir uns ein paar Schritte durch das „Dorf“ bewegten und die Einheimischen und ihren Lebensraum scheinbar wie Tiere im Zoo begutachteten. Dennoch waren wir fasziniert von der Lebensweise und der scheinbaren Zufriedenheit mit diesem wenigen Besitz und dem einfachen Leben mitten in der Natur – was so weit weg ist von unserem eigenen Leben.

Voller Eifer bekamen wir schließlich noch demonstriert, wie die Blasrohre aus Bambus und Pfeile für die Jagd hergestellt und geschnitzt werden und wie die Tricks fürs Feuer machen vom Vormittag praktisch angewendet werden konnten – einer von uns hat gleich mitgemacht und sogar einen Funken entfacht und ein loderndes Feuer hervorgebracht 😉

Mit einer geballten Flut an Eindrücken ging es – dieses Mal fast trocken – über den Fluss zurück in unser Dorf und Hotel. Was uns hier schon als (fast) fernab der Zivilisation vorkam, wurde nach dem heutigen Besuch der Ureinwohner ziemlich relativiert…

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